Hitzefrei - das müssen Arbeitnehmer und Eltern wissen
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Straight Shooter -
21. Juni 2017 um 08:19 -
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Welche Vorschriften gibt es für Temperaturen am Arbeitsplatz?
Nach der Arbeitsstättenregelung soll die Temperatur in Arbeitsräumen grundsätzlich nicht über 26 Grad Celsius liegen. In besonderen Fällen, zu denen auch Sommertage zählen, müssen Beschäftigte aber auch bei Temperaturen von bis zu 35 Grad und mehr arbeiten. Der Arbeitgeber muss dann allerdings Schutzmaßnahmen ergreifen.
Wie müssen Beschäftigte geschützt werden?
Die Arbeitsstättenrichtlinie schreibt vor, dass die Firmen an Fenstern, Oberlichtern oder Glaswänden einen Schutz vor der direkten Sonneneinstrahlung anbringen müssen. Dies können etwa Jalousien sein. Falls es trotzdem unerträglich heiß bleibt, sollten Beschäftigte ihren Chef darauf hinweisen oder den Betriebsrat einschalten.
Was können Schwangere tun?
Schwangere, stillende Mütter oder Mitarbeiter, die mit einem Attest gesundheitliche Probleme belegen können, können vom Arbeitgeber die Einhaltung bestimmter Raumtemperaturen verlangen. Falls der Arbeitgeber nicht für Kühlung sorgen kann, haben sie ein Recht auf Freistellung an den extrem heißen Tagen.
Wie schützen sich Menschen, die im Freien arbeiten?
Draußen arbeitende Menschen müssen vor direkter Sonne geschützt werden. Dazu können Arbeitgeber etwa Sonnensegel spannen oder Schutzkleidung wie Mützen bereitstellen. Auch eine Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor oder kostenloses Wasser sollten gestellt werden. Um die Augen zu schützen, sollten die Beschäftigten Sonnenbrillen tragen - langfristig droht sonst die Augenkrankheit grauer Star, die sogenannte Katarakt.
Was ist bei zu hoher Ozonbelastung?
Falls die Ozonwerte überschritten oder Sommersmog gemeldet wird, müssen Firmen den Empfehlungen der Behörden folgen. Insbesondere müssen schwere Arbeiten dann begrenzt werden. Das Umweltbundesamt liefert Messdaten und Verhaltenshinweise.
Können Arbeitszeiten angepasst werden?
Falls es vom Betrieb her möglich ist, empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine Anpassung der Arbeits- und Pausenzeit an die Hitze. So können Arbeiten in den kühleren frühen Morgen oder späten Abend verlegt werden - dies kann auch im Büro sinnvoll sein. Außerdem sollte es mehrere zusätzliche kurze Pausen geben, die in kühleren Bereichen verbracht werden.
Dürfen Eltern betreuungspflichtiger Kinder nach Hause?
Wenn die Schule entscheidet, dass es zu heiß zum Lernen ist, stehen viele berufstätige Eltern vor einem Problem. Die Kinder werden nach Hause geschickt, und ihnen fehlt eine Betreuung. "Wenn Schulen kurzfristig die Entscheidung treffen, Hitzefrei zu geben, müssen Arbeitgeber berufstätige Eltern im Zweifel unbezahlt freistellen", sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Köln. Allerdings müssten die Eltern erst versuchen, eine Betreuung zu suchen. Die Freistellung sei nur die letzte Option.
Wann bekommen Schüler Hitzefrei?
Ob es überhaupt Hitzefrei gibt oder nicht und wer darüber bestimmt, ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt. "Die Entscheidung liegt bei den Ministerien der Länder", sagt Thorsten Heil, Pressesprecher der Kultusministerkonferenz. "Die können entscheiden, ob sie das Thema landesweit regeln oder den einzelnen Schulen überlassen."
In Baden-Württemberg zum Beispiel entscheiden die Schulleiter. Orientierung biete eine alte, aber nicht mehr verbindliche Verwaltungsvorschrift. Darin steht: "Die Außentemperatur beträgt um 10 Uhr mindestens 25 Grad Celsius im Schatten. Hitzefrei gibt es frühestens nach der vierten Stunde vom allgemeinen Unterrichtsbeginn der Schule an gerechnet. Hitzefrei gibt es nicht für die beruflichen Schulen und nicht für die gymnasiale Oberstufe."
Quelle: spon