Vertrauenskrise – Ausgerechnet die treuesten Fans zweifeln an Destiny 2
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21. August 2017 um 13:15 -
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Es ist schon kurios. Die größten Fans von Destiny 1 sind aktuell die größten Kritiker von Destiny 2. Warum ist das so?
Was ist Destiny?
Destiny ist ein Spiel, das sich über seine Widersprüche definiert:
- es erschien mit mäßigen Kritiken und wurde ein weltweiter Erfolg, über den dieselbe Gaming-Presse monatelang schrieb, die es vorher in Tests zerrissen hat
- Destiny hat eine legendär schlechte Story, aber ein fantastisches Gameplay
- obwohl es so erfolgreich und wichtig für Activision ist, herrscht seit November 2015 Content-Dürre. Es ist seitdem kaum was mit dem Spiel passiert.
Der wohl wichtigste Widerspruch: Destiny ist ein riesiges Kommerzprodukt, das für alle gedacht war, und gleichzeitig gibt es eine loyale Fan-Base, die es über alles liebt und die das Spiel „zu ihrem Spiel“ gemacht hat.
Diese Fanbase hat Destiny trotz aller Probleme über Jahre am Leben gehalten. Diese Fanbase sorgt dafür, dass Destiny eines der profitabelsten Konsolen-Spiele in einem Jahr ist, in dem überhaupt nichts passiert ist.
Diese Fan-Base ist es, um die sich viele Geschichten und News in Destiny ranken. Die hat dafür gesorgt, dass Destiny über Jahre konstant in den Medien war.
Bungie und Activision zeigen gerne mit Stolz auf diesen „harten Kern“, auf diese Fan-Base. Sie sagen, deren Leidenschaft für Destiny motiviert sie. Deren Feedback ist entscheidend und treibt sie an. Sie laden deren Streamer und YouTuber zu ihren Events ein. Eine der wichtigsten Figuren aus dieser Community haben sie sogar eingestellt und zu ihrem Community-Manager gemacht.
Doch: Diese Fan-Base ist ganz anders als die Zielgruppe, für die Activision jetzt Destiny 2 entwickeln lässt. Und das führt zu Problemen.
Wer sind die Hardcore-Destiny-Fans?
Diese Fan-Base hat über Jahre hinweg alle Widerstände überwunden und sie ist es, die für viele Kernspieler den Erfolg von Destiny ausmacht:
- Fans haben die Grimoire-Karten studiert, um die fantastische Welt hinter der Story von Destiny zu erkennen
- über Facebook und Gruppen-Tools haben sie das fehlende Matchmaking ausgeglichen – dort sind riesige Spielergemeinschaften entstanden
- Sie haben selbst Experimente angestellt und stundenlang auf Wände geschossen, um alle verdeckten Statistiken in den Game-Mechaniken zu entschlüsseln
- Das Fehlen von Content machten sie weg, indem sie über Jahre nach dem „perfekt optimierten Gear“ suchten, nach Waffen mit bestimmten Zufalls-Perks
- Sie haben den wenigen Content, den es gab, so lange wiederholt, bis sie ihn mit geschlossenen Augen oder den absurdesten Handicaps schlagen konnten
- Sie haben über Jahre nach versteckten Geheimnissen in Destiny gesucht
- da im PvE nichts los war, haben sie sich auf das PvP konzentriert und hier vor allem auf die Prüfungen von Osiris
- und sie haben dazu beigetragen, dass eine Community um Streamer und YouTuber entstanden ist, die Destiny auch in den dunkelsten Zeiten am Leben gehalten haben
So entwickelt Bungie an den Core-Fans vorbei
Bungie weist gern darauf hin, wie wichtig diese Fanbase für sie ist. Trotzdem entwickelt man mit Destiny 2 nun genau an dieser Fanbase vorbei:
- Mit dem Wegfall von „Zufalls-Perks“ auf den Waffen hat man die Community erschreckt – das war das, womit sich Spieler über Jahre beschäftigt haben
- Außerdem gibt es nicht die Verbesserungen, die sich die Kernspieler über Jahre gewünscht haben: 60 FPS und dedizierte Server
- Änderungen am PvP, die Destiny 2 generell langsamer machen, kommen bei den Core-Spielern nicht gut an
- zudem respektiert Bungie das Engagement und Investitionen in Destiny 1 nur wenig: Was etwa im Eververse gekauft wurde, ist in Destiny 2 weg
- auch die Prüfungen von Osiris, der Antrieb für viele Spieler, setzt erstmal aus; die Umstellung auf 4vs4 mutet seltsam an
Stattdessen wollen Activision und Bungie bei Destiny 2 andere Sachen betonen:
- so hat man angekündigt, Destiny 2 solle noch breiter und zugänglicher werden – dafür soll der PC-Port sorgen
- Destiny 2 soll kein Zeitfresser werden, sondern sich bequem mit dem richtigen Leben arrangieren lassen
- es soll im Spiel alles erklärt werden, so dass man nicht zu Community-Seiten gehen muss
- Destiny 2 soll jetzt der „Story-Shooter“ werden, der Teil 1 nie war, um neue Zielgruppen zu erschließen
- der Content-Nachschub soll durch die Zusammenarbeit mit weiteren Studios sichergestellt werden
All diese Entscheidungen haben zu einer absurden Situation geführt: Spieler, die mehr als 1000 Stunden in Destiny 1 verbracht haben, weigern sich nun, Destiny 2 vorzubestelle, und sind skeptisch, ob das noch „ihr“ Spiel ist.
Wenn man sich die Entscheidungen von Bungie anschaut, kann man das verstehen.
Klappt die „Space Magic“ ein zweites Mal?
Die Frage ist: Kann Destiny 2 trotz all dieser Probleme die Kernspieler wieder begeistern? Das werden wir letztlich erst wissen, wenn es losgeht.
Denn die „Magie“ von Destiny erfordert, dass man es spielt. Im „Trockenen“, so wie jetzt, ist Destiny 2 eine Summe aus Entscheidungen und Widersprüchen, die wenig Sinn ergeben.
Die viel beschworene Space Magic, die Magie von Destiny, entsteht erst, wenn das Spiel läuft, wenn Gameplay und soziale Aspekte dazukommen. Wenn die Freunde einloggen, wenn es Spaß macht, einen Alien abzuknallen, wenn man kuriose Stories die Runde machen und der Loot so herrlich funkelt.
Erst dann wird sich entscheiden, ob die Zugkraft von Destiny 2 stark genug ist, um die Kernspieler zurückzubringen. Allerdings wäre es schon nett, wenn Activision und Bungie zwei, drei Schritte auf den Kern ihrer Spielerschaft zu machen, den sie angeblich so wertschätzen.
Die Frage ist, ob die „neue Zielgruppe“ wirklich so auf Destiny 2 anspringt, wie man das hofft. Ein Großteil des Erfolgs wird davon abhängen, ob man „ehemalige Spieler“ von Destiny ein zweites Mal begeistern kann. Hierfür ist die Fanbase entscheidend, die mit ihrer Leidenschaft andere mitreißen kann, die kuriose Stories erschafft und zur „Space Magic“ beiträgt.
Quelle: mein-mmo.de