- Offizieller Beitrag
Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat angekündigt, die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen zu wollen. Man müsse schauen, was noch Computerspiel ist und was verdeckte Planung für einen Anschlag.
Das sagt Seehofer: In einem 30-sekündigen Ausschnitt aus einem Interview sagt Seehofer:
- dass viele Täter oder potentielle Täter aus der Gamer-Szene kommen
- die nehmen sich „Simulationen zum Vorbild“
- man müsse schauen, ob Computerspiele noch Simulationen sind oder verdeckte Planungen für einen Anschlag
- und „wir“ müssen die „Gamer-Szene“ stärker in den Blick nehmen
"Wir müssen die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen", sagt Innenminister #Seehofer nach dem Anschlag in #Halle. Rechtsextremismus im Netz und wie gut die Sicherheitsbehörden dagegen vorgehen können, ist Thema im #BerichtausBerlin ? So, ab 18.30 Uhr @DasErste & im Livestream pic.twitter.com/wHcHWJNDon
— Bericht aus Berlin (@ARD_BaB) October 12, 2019
Wo sagt Seehofer das? Der Twitter-Kanal von „Bericht aus Berlin“ hat einen 29-Sekündigen Clip veröffentlicht, in dem Horst Seehofer spricht. Der Clip gehört offenbar zu einem Interview, das heute am Sonntag ab 18:30 Uhr ausgestrahlt wird.
Der Bericht aus Berlin ist ein wöchentliches Fernsehmagazin zur Bundespolitik der ARD. An diesem Sonntag will sich die Redaktion mit dem Terror-Anschlag in Halle beschäftigen und hat dafür den Bundesinnenminister befragt.
Eines der Themen der Sendung wird „Rechtsextremismus im Netz und wie gut die Sicherheitsbehörden dagegen vorgehen können“ sein.
Computerspiele als „verdeckte Planung für einen Anschlag“
Was ist der Hintergrund? Der Täter bei dem Terror-Anschlag in Halle gilt offenbar als „Computerspiel“-affin. Der hat seinen Anschlag auf der Streamingplattform Twitch live übertragen.
In dem Zusammenhang ist Twitch, eigentlich eine Gamerplattform, in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit gerutscht.
Endlich sagts mal einer!!!
— Hänno (@HandIOfIBlood) October 12, 2019
Wie sind die Reaktionen? Der Clip sorgt auf Twitter schon für einiges Aufsehen – jedenfalls im Verhältnis zu anderen Tweets von „Bericht aus Berlin.“
Einer der bekanntesten deutschen YouTuber, Hand of Blood, äußert sich ironisch und postet „Endlich sagt es mal einer.“ Ein Bild aus Call of Duty: Modern Warfare.
Der Verband der deutschen Games-Branche, game, äußerte sich in einem Statement, das MeinMMO vorliegt, so:
„Die Games-Community unter einen Generalverdacht zu stellen, zeugt vor allem von Unkenntnis und Hilflosigkeit und lenkt von den wirklichen gesellschaftlichen und politischen Ursachen für solche Taten ab. Games sind längst zu einem festen Bestandteil des Alltags Millionen Deutscher geworden, fast jeder zweite hierzulande spielt.
Eigentlich müsste jedem längst klar sein: So wenig wie man Filme oder Bücher für Hass und Gewalt verantwortlich machen kann, so wenig sind Games und ihre Community hierfür die Ursache. Stattdessen haben wir in Deutschland ein beängstigendes Problem mit Rechtsextremismus.
Der Bundesinnenminister sollte nicht hilflos einem Medium und dessen Community die Schuld geben, sondern aktiv die gesellschaftlichen Probleme der Radikalisierung und zunehmenden Fremdenfeindlichkeit angehen, die zu solchen furchtbaren Taten wie in Halle führen.“
Felix Falk, Geschäftsführer des game
Der SPD-Politiker Tiemo Wölken (via twitter) kritisiert die Äußerung Seehofers ebenfalls. Es sei Quatsch, was Seehofer sagt und das wisse er auch. Man müsse eingestehen, dass sich die Sicherheitsbehörden nicht genug um Rechtsextremismus gekümmert haben.
Die Ansicht scheinen einige zu teilen. Unter dem Tweet von Bericht aus Berlin sagen einige Nutzer, das sei ein Versuch, die Debatte jetzt auf Gamer zu lenken, um von den eigentlichen Problemen abzulenken.
Ich hasse das drake meme aber es passt grad #Seehofer pic.twitter.com/yho1KZBvWh
— Martin (@MartinIgler) October 12, 2019
In den USA hatte eine Reihe von Terror-Anschlägen im August 2019 eine ähnliche Diskussion ausgelöst, wie sie nun offenbar in Deutschland beginnt.
In den USA haben Gamer den Politikern vorgeworfen, die Debatte auf Gamer zu lenken, um nicht die eigentliche Probleme in den USA anzugehen, etwa dass dort so viele Waffen im Umlauf sind.